Die Bedeutung von — geteiltem — Wissen haben auch die Ereignisse des Jahres wieder einmal gezeigt. Dies gilt für praktisch alle gesellschaftlichen Bereiche; die Wissenschaft stellt da keine Ausnahme dar. In den Redaktionen von H-Soz-Kult und allen weiteren Clio-online Projekten glauben wir an die Relevanz von nachprüfbarem und redaktionell kompetent betreutem Wissensaustausch. Dazu wollen wir in unserer wissenschaftlichen Community beitragen — stetig, verlässlich und auf der Höhe der Zeit. Die Dienste und Beiträge von H-Soz-Kult sowie von MEIN CLIO, Clio-online, Connections, Zeitgeschichte-Digital, ArtHist. Net und unsere Themenportale sind für alle Nutzer:innen kostenfrei zugänglich. Somit entstehen laufende Kosten. Valide Informationen kosten Geld, insbesondere, wenn sie stetig und dauerhaft zur Verfügung stehen sollen. Ein Teil des Projekts wird durch die Humboldt-Universität zu Berlin sowie die verschiedenen Kooperationspartner des Vereins Clio-online e. 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Der gewählte Untersuchungszeitraum ist für die Thematik besonders interessant, da Prostituierte Der Stadt Nördlingen des Jahrhunderts Prostitution in Form von städtischen Bordellen institutionalisiert wurde und ihre Bedeutung für die Regulation sexuellen Verhaltens zunahm. In diesem Spannungsfeld siedelt sich Pages Forschung im vorliegenden Buch an und leistet damit einen weiteren Beitrag innerhalb des geschichtswissenschaftlichen Diskurses zum Thema Prostitution. Während jenes Gewerbe innerhalb des Spätmittelalters lange im Kontext von Devianz, Armut und Kriminalität 1 oder in seiner oben genannten institutionalisierten Form untersucht worden ist und noch wird 2thematisiert Prostituierte Der Stadt Nördlingen den Einfluss zeitgenössischer gesellschaftlicher Konzepte von Körper, Sexualität und Sünde auf das individuelle Leben und die Selbstsicht von Prostituierten. Damit löst sich der Autor von der Betrachtung der Prostituierten als Kollektiv und knüpft an den Ansatz von Ruth Mazo Karras an, welche erstmalig die Frage nach Identität und Subjektivität von Prostituierten im Mittelalter stellte. Um diese Fragen zu beantworten, stützt er sich — in Ermangelung von Selbstzeugnissen öffentlicher und geheimer Prostituierten des Spätmittelalters — auf drei unveröffentlichte Gerichtsprotokolle aus dem südlichen deutschsprachigen Raum des Heiligen Römischen Reiches Zürich, Augsburg und Nördlingen. Die Auswahl jener juristischen Quellengattung begründet Page in der Möglichkeit, Stimmen längst verstorbener Individuen zu hören, die in anderen Quellen nicht zu Wort kommen, da sie unteren sozialen Schichten Prostituierte Der Stadt Nördlingen Randgruppen angehörten. Die umfangreiche Einleitung des Buches enthält einen detaillierten Überblick über die Entwicklung und den aktuellen Stand der Forschung zum Thema Prostitution. Des Weiteren führt er die Problematik juristischer Quellen als Erkenntnismedium eingehend aus; insbesondere Aussagen von Zeugen oder Angeklagten können durch Fragestellungen, Zwang oder persönliche Ziele des Befragten beeinflusst werden. Im zweiten Kapitel steigt Page in die kritische Analyse des ersten Ermittlungsprozesses ein, der in Zürich mit der Auffindung eines toten Babys begann. Hauptverdächtige war eine heimliche Prostituierte namens Repplin, die zum fraglichen Zeitraum schwanger gewesen sein soll. Eine Selbstaussage der Angeklagten ist nicht erhalten. Mithilfe der Zeugenaussagen von Freiern und Nachbarn über Repplins Selbstdarstellung innerhalb ihres sozialen Umfeldes gelingt es Page jedoch, ihre Selbstsicht zu rekonstruieren. Es zeichnet sich das Bild einer Frau, die offen ihre berufliche Promiskuität lebte sowie ihre Schwangerschaft kommunizierte und trotzdem ein akzeptiertes Mitglied einer sozialen Gemeinschaft war. Trotz der rechtswidrigen Praxis von unehelichem Sex gab es demnach Möglichkeiten für Prostituierte, gesellschaftliche Akzeptanz zu verhandeln und die subjektive Fremdwahrnehmung ihrer Person positiv zu beeinflussen. Diese Beeinflussung hatte jedoch Grenzen. Inhaftiert und angeklagt wurde Repplin schlussendlich aufgrund der Anschuldigung eines einzelnen Freiers, der ihr unterstellte, sich auf illegale Weise des Ungeborenen entledigen zu wollen. Jener Vorwurf, in dem sich das weitverbreitete Stereotyp der unmoralischen Prostituierten spiegelte, machte Repplin zur Hauptverdächtigen. Der Prozess kam jedoch nicht zu einem juristischen Ende, da Repplin in der Haft verstarb. Ausgangspunkt für die Ermittlungen war eine von der Bordellleitung gegen den Willen der schwangeren Prostituierten vorgenommene Abtreibung. Dieser Vorfall überschritt das in der Welt- und Prostituierte Der Stadt Nördlingen der Nördlinger Prostituierten für ihresgleichen Akzeptable und sorgte dafür, dass sie sich zusammenschlossen und ihr Recht auf obrigkeitlichen Schutz mit Erfolg einklagten: Die Bordellleitung wurde hart bestraft und eine strengere Regelung für den Bordellbetrieb erlassen. Dieses Beispiel verdeutlich, dass es spätmittelalterlichen Prostituierten trotz ihres zweifelhaften gesellschaftlichen Rufes möglich war, als glaubwürdige Klägerinnen und Zeuginnen vor Gericht auf- und für ihre Belange einzutreten. Jedoch gibt Page zu bedenken, dass es im selben Jahrzehnt wieder zu Lockerungen der Reglementierungen kam und es fraglich bleibt, inwiefern jene normativen Änderungen Einfluss auf die tatsächlichen Lebensumstände von Prostituierten in Nördlinger Frauenhäusern hatten. Der dritte und letzte Fall stammt aus der Augsburger Urgichtensammlung und handelt von der am Juni bei ihrer Einreise in die Stadt festgenommenen Gerdrut Birckin. In der ersten Befragung des Diebstahls bezichtigt, unterstellte ihr die Augsburger Obrigkeit in der zweiten Befragung, eine Prostituierte zu sein.
Nördlingen: Prostitution im Ries? - Polizei setzt "Schein-Freier" ein
Prostitution: Für zwei Pfennige kam die Dirne ins Kämmerchen | ZEIT ONLINE Sex gegen Geld: Ist illegale Prostitution im Ries ein Problem? Immer wieder wenden sich Bürger an die Kriminalpolizei und machen auf käuflichen. Bei dieser Führung geht es um Mord und Totschlag, um Diebstahl, Betrug und Lumpereien aber natürlich auch um Badehäuser und das berühmt-berüchtigte Frauenhaus. Sex and Crime im mittelalterlichen NördlingenAuf diesem historischen Weg sollen bemerkenswerte Frauen vorgestellt werden, die durch ihr Wirken Spuren hinterlassen haben. Rezensiert für H-Soz-Kult von. Der dritte und letzte Fall stammt aus der Augsburger Urgichtensammlung und handelt von der am Bullough Hrsg. Inhaftiert und angeklagt wurde Repplin schlussendlich aufgrund der Anschuldigung eines einzelnen Freiers, der ihr unterstellte, sich auf illegale Weise des Ungeborenen entledigen zu wollen.
J. Page: Prostitution and Subjectivity
Ausgangspunkt für die Ermittlungen war. Lernen Sie die reiche und umfassende Geschichte Nördlingens kennen. Das dritte Kapitel beinhaltet einen Fall von /72 aus einem städtischen Bordell in Nördlingen. Erleben Sie mittelalterliche Bauwerke, alte Marktplätze und historische Ereignisse. Immer wieder wenden sich Bürger an die Kriminalpolizei und machen auf käuflichen. Bei dieser Führung geht es um Mord und Totschlag, um Diebstahl, Betrug und Lumpereien aber natürlich auch um Badehäuser und das berühmt-berüchtigte Frauenhaus. Sex gegen Geld: Ist illegale Prostitution im Ries ein Problem?Zudem ist Pages Untersuchung von juristischem Quellenmaterial unter einer subjektorientierten Fragestellung auch auf die Erforschung anderer marginalisierter Gruppen innerhalb der spätmittelalterlichen Gesellschaft anwendbar und bietet damit neue Erkenntnismöglichkeiten in Bezug auf Identität und Individualität von Angehörigen einzelner sozialer Bevölkerungsgruppen des Mittelalters. Hier rabattiert Digital-Zugang bestellen. Jedoch gibt Page zu bedenken, dass es im selben Jahrzehnt wieder zu Lockerungen der Reglementierungen kam und es fraglich bleibt, inwiefern jene normativen Änderungen Einfluss auf die tatsächlichen Lebensumstände von Prostituierten in Nördlinger Frauenhäusern hatten. Stadtrat Andreas Lamprecht, verheiratet, war genau wie seine Ratskollegen sogar Stammgast bei Freyermut und seinen Dirnen. Der dritte und letzte Fall stammt aus der Augsburger Urgichtensammlung und handelt von der am Sie musste mit jedem ins Kämmerchen gehen. Das Gesetz schütze nicht vor Ausbeutung und Ächtung, lautet die Begründung. Die mittelalterliche Gesellschaft in Nördlingen wies, wie in anderen Städten auch, ein starkes soziales Gefälle auf. Esel-Wanderungen im Ries Zum Kontaktformular. Viele Bürger erkennen sie, als sie eines Vormittags im Jahr ihre Wohn- und Arbeitsstätte in der Frauengasse verlässt. Wie heute war die Prostitution im Mittelalter ein legales Geschäft. Page: Prostitution and Subjectivity. Nicht jeder Gast war dort, um Sex zu kaufen. Net und unsere Themenportale sind für alle Nutzer:innen kostenfrei zugänglich. Die Dienste und Beiträge von H-Soz-Kult sowie von MEIN CLIO, Clio-online, Connections, Zeitgeschichte-Digital, ArtHist. Alle Rechte an Texten, Bildern und sonstigen Inhalten liegen bei Clio-online, H-NET und H-Soz-Kult Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Das Angebot gilt pro 2 Erwachsende und 2 Kinder jede weitere Person extra. Oder gibt es ein technisches Problem? Das Finanzamt für Körperschaften I, Berlin-Charlottenburg, hat Clio-online e. Zum Login SPIEGEL plus Nur für Neukunden. United Kingdom. ISSN: Wer wollte, konnte sich mit einer der Dirnen in eine der zahlreichen Kammern zurückziehen. Weinausschank und Geselligkeit machte das Frauenhaus als Gaststätte attraktiv. Diese Beeinflussung hatte jedoch Grenzen. Ursula Irsigler, München ; Gerhard Otto Oexle Hrsg. Jüdisches Leben in Nördlingen Erste Hinweise finden sich bereits vor ca. Mit dem Kauf akzeptieren Sie unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen und Datenschutzerklärung. DER SPIEGEL als E-Paper und in der App.